Über das Produkt:
Künstliche Intelligenz, neue Ideologien, genderfluid und woke, Transhumanismus, Optimierung und Funktionalisierung dominieren nahezu alle Lebensbereiche, programmieren die Gehirne um? Gleichnishaft zeigen die Dramen von Christine
Wiesmüller das Spannungsfeld zwischen Transzendenz, unbedingtem Materialismus und Relativismus, der für sich die
Deutungshoheit der Wirklichkeit in Anspruch nimmt. Ein komplexes Figurenszenario verschreibt sich in Kanaa, dem Roten König und der weißen Braut sowie dem Weinberg diesen Phänomene auf je unterschiedlich literarische Art und Weise. Ein erlösender Ton bleibt hörbar. Sonnenfinsternis und Das Abschiebespiel hingegen, schlagen sowohl in Sprache und Form, durch Zuspitzung, Ironie, Wiederholung und Reduktion einen gänzlich anderen Tenor an. Ist das zentrale Thema doch die Macht, der circulus vitiosus der Macht, der im Letzten ins Leere läuft, den Menschen von innen her zerfrisst, den erlösenden Ton zum Verklingen gebracht hat. Die Dramen werden zu dramatischen Symbolen, streifen das zeitlos Gültige.
Wer spricht? Die Frage, wer der Mensch denn ist, wird angesichts dieser Entwicklungen noch genauer gestellt werden müssen.
Rezension von Felix Jeanplong
Jede Seite von “Kanaa” ist Geschenkspapier für ein Geheimnis.
Christine Wiesmüllers Literatur birgt seit jeher die tiefen Widerstände und Eigentümlichkeiten des Menschen im Kranz unaufdringlicher Detailfülle. Mit “Kanaa” hat sich die österreichische Schriftstellerin erneut der Vielfalt des Schicksals verschrieben.
In vier Dramen und einem Dramolett wird der Alltag des Lesers mit solchem Einfühlungsvermögen durch den der Figuren ersetzt, dass in der folglich vertraut wirkenden Fremde das Fremde seine vollständige Wirkung entfalten kann. Ob Lehrerin, Senator oder Namenloser: Jede Figur wird vom Zauber präziser Literatur zum Leben erweckt. Eine eindringliche Leseempfehlung für alle, die der Lücke zwischen den Zeilen schon immer nachspüren wollten.